Immer mehr Internetnutzer kommentieren nicht nur Nachrichten, sondern erstellen durch eigene Tweets oder Posts auch ihre ganz eigene Medienwelt. Ob das demokratiefördernd ist oder doch eher für mangelnde Professionalität im Journalismus sorgt, soll im Folgenden diskutiert werden.
Mediennutzer sind mehr als Rezipienten
Dass die Mediennutzer von heute weit mehr als nur Rezipienten sind, dürfte mittlerweile jedermann klar sein. Nicht nur, dass sie durch ein Like Nachrichten bewerten können, sie haben auch die Möglichkeit der Bewertung in Form von Kommentaren sowie der Verbreitung von Informationen im Netz. Noch nie war es also so einfach, in Sachen Journalismus selber mitzumischen. Doch ist diese Entwicklung eigentlich positiv zu sehen? Zwar ist die Berufsbezeichnung des Journalisten in Deutschland rechtlich nicht geschützt, doch erwartet man von den Medienmachern doch, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Wenn hingegen jeder mitmischen kann, liegen die Probleme quasi schon auf der Hand. Fake News lassen grüßen!
Problem Fake News
Klar, dass einige Themen wie die bevorstehende Fußball WM 2018 wohl weniger ausgiebiger Recherchearbeit erfordern wie die teilweise heikle politische Berichterstattung im Nahen Osten. Denn gerade in den Sozialen Medien verbreiten sich die sogenannten Fake News nicht nur wie ein Lauffeuer, sondern werden meistens gezielt eingesetzt, um die öffentliche Meinungsbildung bewusst zu beeinflussen. Daher ist das Hinterfragen der Quellen und des nötigen Hintergrundwissens der Nachricht in jedem Fall unabdingbar, um eine Nachricht richtig einzuordnen. Jedoch ist nicht jeder Mediennutzer gewillt, bzw. in der Lage zu erkennen, wann es sich bei einer Information um eine Fake News handelt.
Hin zu mehr Medienkompetenz
Zwar steht die Ausbildung von Medienkompetenz schon seit Jahren auf dem Lehrplan, doch hapert es immer noch an der didaktischen oder fachlichen Kompetenz der Lehrer, bzw. dem mangelnden Rückhalt seitens der Elternhäuser, die Schulen in ihrem Lehrauftrag zu unterstützen. Denn viele Erziehungsberechtigte fühlen sich angesichts Facebook und Co. schlichtweg überfordert und denken, dass der richtige Umgang mit den Medien der Schule überlassen bleiben sollte. Dabei ist die gegenseitige Zusammenarbeit unerlässlich, damit die Heranwachsenden lernen, eigenverantwortlich mit den Inhalten der Nachrichten und dessen Herkunft umzugehen.
Journalisten – Ein aussterbender Berufsstand?
Abgesehen von der mangelnden Medienkompetenz vieler Jugendlicher – was bedeutet die neue Partizipationskultur nun konkret für den Journalismus? Am Beispiel der Fake News kann man deutlich sehen, dass die Partizipation der vielen auch zu einer De-Professionalisierung der Medien führen kann. Das ist nämlich immer dann der Fall, wenn die nutzergenerierten Informationen als Ersatz für die von Journalisten verfassten Nachrichten fungieren. Denn zum Glück sind die meisten journalistischen Texte immer noch gut recherchiert und vermitteln das richtige Hintergrundwissen, das der Leser braucht, um sich selbst eine fundierte Meinung zu bilden. Problematisch wird es hingegen nur dann, wenn Jugendliche bevorzugt nutzergenierte Nachrichten heranziehen und diese als ihre einzige Quelle verwenden. Das zeigt, dass die Medienbildung in Zeiten der Partizipationskultur so wichtig wie noch nie ist und sowohl von den Schulen als auch den Eltern ernst genommen werden sollte!
Die andere Seite der Medaille
So viel also zu den Schattenseiten der Partizipationskultur. Der Vorteil in dieser Entwicklung der Medienlandschaft liegt hingegen darin, dass die Gestaltung der Öffentlichkeit schon seit einigen Jahren viel demokratischer geworden ist. Schließlich war es noch nie so einfach, öffentlich seine Meinung zu äußern. Und darin besteht letztendlich auch eine wichtige Aufgabe der Journalisten, nämlich die die Meinung der breiten Öffentlichkeit aufzugreifen. Partizipation ist daher schon gewünscht – nur eben von dem Berufsstand, der sich auch damit auskennt.