Twitter hat vor ein paar Wochen endlich auch hier bei uns in Deutschland seinen Werbeanzeigen-Manager für jedermann geöffnet. Wer bereits in Eigenregie auf Facebook Werbeanzeigen schaltet, der kann jetzt auch mit einem vergleichbar einfachen Tool Werbeanzeigen auf Twitter veröffentlichen.
Es braucht dazu nicht mehr als eine gültige Kreditkarte sowie einen entsprechenden Twitter-Account. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann man sich innerhalb weniger Minuten über ads.twitter.com in den Werbeanzeigen-Manager einloggen.
Ich habe mir einen kleinen Überblick über die Twitter Werbeanzeigen verschafft und mit 50 Euro eine Anzeige und dessen Performance getestet. Bei 50 Euro handelt es sich selbstverständlich mehr um eine Spielerei, als um einen aussagekräftigen Test. Dennoch fand ich die ersten Erfahrungen mit den Twitter Werbeanzeigen relativ spannend.
Erste Hürde: Die Kreditkarte
Es mag für einen Test wie diesen eher lächerlich klingen, dennoch möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Twitter anscheinend etwas wählerisch bei den gebilligten Kreditkarten ist.
So wurde meine Standard-Kreditkarte (Mastercard), die ich mehr oder weniger immer für Werbung oder andere Online-Käufe verwende, von Twitter ohne eine weitere Nennung von Gründen abgelehnt.
Mit einer anderen Karte, diesmal eine Visa-Card, klappte es dann im zweiten Anlauf problemlos. Ob Twitter hier generell wählerisch ist, es nur Probleme mit Mastercard-Kreditkarten gibt oder es einfach rein zufällig in dem Moment Probleme gab, vermag ich nicht zu sagen.
Es war auf jeden Fall ein erstes Ärgernis mit dem Werbeanzeigen-Manager, aber nun zurück zum eigentlichen Thema…
Twitter Ads und die möglichen Werbeformen
Twitter bietet in der aktuellen Form des Anzeigen-Managers verschieden ausgerichtete Kampagnen. Dazu zählen Kampagnen für: Follower, Websiteklicks oder Conversions, Tweet-Interaktionen, App-Installationen oder Interaktionen, Leads auf Twitter oder individuelle Kampagnen.
Ich habe mich in meinem Test auf eine Kampagne zur Erhöhung der Follower Anzahl sowie zur Tweet-Interaktion beschränkt.
Meiner Meinung nach zählen die Follower auf Twitter noch zur interessantesten Investition. Wenn wir einmal mit Facebook vergleichen und davon ausgehen, dass wir für Budget (X) eine Anzahl an (YZ) neuen Fans für unsere Fanpage gewinnen, so können wir dieses Fan-Volumen später nur begrenzt nutzen.
Schreiben wir jetzt einen Beitrag auf unserer Fanpage, so sieht nur ein Bruchteil unserer (YZ) Fans diesen Beitrag. Die Anzahl steigt mit der Rate der Interaktionen, der Post der Fans, die ihn bereits gesehen haben.
Wollen wir von Anfang an alle Fans erreichen, so müssten wir schon wieder Geld einwerfen. Facebook bittet damit also mehr oder weniger doppelt zur Kasse.
Bei Twitter gibt es einen solchen gefilterten News-Feed noch nicht. Neue Follower werden unsere Tweets also garantiert im News-Feed sehen. Ob sie diese in der Flut der Tweets auch wahrnehmen, ist natürlich noch einmal eine ganz andere Frage.
Wie funktionieren Twitter-Ads
Ist eine der oben genannten Kampagnen-Typen gewählt, so ist der Rest bis zur fertigen Kampagne nur noch einige Klicks entfernt.
Im Rahmen der Kampagnen-Einstellungen können neue gesponsorte Tweets erstellt oder bestehende Tweets ausgewählt werden.
Das Targeting der Kampagnen kann in folgenden Bereichen auf die gewünschte Zielgruppe abgestimmt werden:
- Standorte (Länder oder konkrete Orte / Städte)
- Geschlecht
- Sprache
- Geräte und Plattformen
- Mobilanbieter
- Interessen aus definierten Kategorien
- Follower-Stamm anderer Twitter-Nutzer
- Maßgeschneiderte Zielgruppen (z.B. um Besucher der eigenen Webseite, Newsletter-Abonnenten oder App-Nutzer nachträglich auf Twitter mit Werbung zu versorgen)
Neben den maßgeschneiderten Zielgruppen, die mit ihrem Remarketing-Ansatz einen sehr großen Erfolg versprechen, finde ich den Ansatz, die Follower eines anderen Twitter-Nutzers als Zielgruppe zu wählen, sehr interessant.
Hierüber ist meiner Meinung nach ein sehr einfaches Targeting ohne große Recherchen möglich. In der Regel kennt jeder Marketer die eigene Konkurrenz aus dem Effeff, dessen Follower sicher auch Interesse für die eigenen Produkte / Dienstleistungen zeigen könnten.
Twitter beschreibt die Funktion wie folgt:
Die Zielgruppendefinition für @Nutzernamen ermöglicht Ihnen, Nutzer zu erreichen, deren Interessen denen von Followern eines beliebigen dieser Accounts ähneln. Geben Sie beispielsweise @TwitterAnnoncen ein, um Personen in die Zielgruppendefinition aufnehmen, die sich wahrscheinlich für das Werben auf Twitter interessieren.
Die letzten Einstellungen der Kampagne beziehen sich auf das entsprechende Budget: Tägliches Budget, Gebot pro Klick / Interaktion (automatisch oder manuell gesetzte Obergrenze) und das Gesamtbudget (falls begrenzt).
AdCards zum Erhöhen der Interaktion
Twitter bietet für gesponsorte Tweets die Möglichkeit an AdCards zu gestalten. Diese können mit den entsprechenden Tweets gemeinsam veröffentlicht werden und sollen die Click-Through-Rate oder Interaktionsrate erhöhen.
Bei AdCards handelt es sich um kleine „Karten“, die unter dem Tweet mit einem Bild, kurzem Text und deutlichem Call-to-Action angezeigt werden:
Werbung mit Einschränkungen
Die Werbung mit und auf Twitter unterliegt aktuell einer Einschränkung, die je nach Zielgruppe durchaus erheblich sein kann.
Twitter Ads werden nur in den offiziellen Apps und der Webseite angezeigt. Die Werbeanzeigen werden also nur Nutzern ausgeliefert, welche die offizielle Webseite oder Twitter App für das jeweilige Smartphone oder Tablet nutzen.
Nutzer von Drittanbieter-Apps bleiben von der Werbung „verschont“. Dies könnte zumindest für Marketer jedoch ein Nachteil sein. Denn besonders die technisch versierten Nutzer sowie Pro-User werden in der Regel eher Drittanbieter-Apps verwenden, statt der offiziellen Apps direkt von Twitter.
In diesem Bereich kann also nicht das volle Potential dieser Zielgruppe erreicht werden.
Fazit zu Twitter Werbeanzeigen und Performance meiner Test-Anzeigen
Mir persönlich sagt der Werbeanzeigen-Manager von Twitter mehr zu, als das Äquivalent von Facebook, zumindest auf optischer und funktioneller Basis.
Da sich jedoch auf beiden Netzwerken grundverschiedene Zielgruppen tummeln (können), liegt es mir fern, mich an dieser Stelle für eines der beiden Netzwerke auszusprechen. Viel mehr möchte ich euch ermuntern, Twitter Ads aufgrund er einfachen und effektiven Funktionsweise eine Chance als zusätzliche Werbeplattform zu gewähren.
Zum Schluss möchte ich gerne noch aufschlüsseln, was aus den investierten 50 Euro geworden ist.
Geworben habe ich natürlich für den Webdesign-Podcast, 25 Euro für neue Follower und 25 Euro für verschiedene Artikel (Interaktionen mit den Tweets, Klicks auf die Links oder neue Follower).
Beide Kampagnen waren auf eine sehr technische Zielgruppe ausgerichtet. Hier gibt es bei Twitter eine passende Kategorie in den Definitionen der Nutzer-Interessen: „Technologie und Computer > Webdesign“.
Zusätzlich waren die Follower einiger vergleichbarer Blogs als Zielgruppe definiert.
Die übrigen Einstellungen sind bzw. waren eigentlich logisch: Lediglich Nutzer die Deutsch sprechen, Geschlecht egal, Region DACH, Geräte und Plattformen ebenfalls egal (lediglich Blackberry wurde abgewählt).
Follower
Im Schnitt kostete mich ein neuer Follower ca. 0,37 Euro. Somit gab es für die investierten 25 Euro rund 67 neue Follower für den Webdesign-Podcast Account.
Tweet-Interaktionen
Im Schnitt kostete mich jede Interaktion mit einem Tweet oder eben ein Klick auf einen der Links ca. 0,26 Euro.
Es überwiegen ganz klar die Klicks auf die Artikel-Links. Dies ist jedoch nicht wirklich verwunderlich, denn genau darauf sollten die Tweets zu den Artikeln auch ausgelegt sein.
Interaktionen:
Neue Follower: 3
Als Favorit markiert: 0
Retweets: 2
Klick auf Link: 91
Sicher lassen sich aus der kurzen Werbedauer von 5 Tagen und dem niedrigen Budget keine allzu weitläufigen Schlüsse ziehen. Für einen groben Überblick der Kosten (zumindest in dieser Kategorie und Zielgruppe) reicht es jedoch allemal.
Infografik zu Twitter Ads
Twitter verteilte im Rahmen eins Newsletters für Geschäftskunden noch eine Infografik, die Unternehmen beim Erstellen erster Kampagnen unterstützen soll.