„Wir wissen nicht, was es ist, was es wird, was es sein kann.“ so Jesse Eisenberg als Mark Zuckerberg im Film The Social Network, 2010. Mittlerweile dürfte Marc Zuckerberg wissen um was es sich bei Facebook handelt, und zwar um die beste Idee seines Lebens.
Aber wissen auch wir Webseitenbetreiber und Webdesigner um was es sich bei Facebook handelt, was es für uns ist oder sein kann? Diese Frage möchte ich aus meiner Sicht in diesem Artikel beleuchten, vorher aber auf die aktuellen Nachrichten rund um Facebook eingehen und berichten.
Facebook Inc. geht an die Börse
Das aktuelle Nummer Eins Theme dürfte wohl der Börsengang von Facebook sein. Laut Fachmagazinen gibt es Informationen von Insidern der US-Bank Goldman Sachs, dass Facebook den Börsengang für das erste Quartal 2012 plant. Bei dem Börsengang sollen Rekordeinnahmen von über 100 Milliarden US-Dollar erzielt werden, zum Vergleich: Internet Gigant Google erzielte beim Börsengang 2004 „gerade einmal“ rund 23 Milliarden US-Dollar.
Ob diese Summe letztendlich erreicht wird bleibt abzuwarten, bei dem aktuellen Hype rund um Facebook ist es allerdings gut möglich. Bei so einem Börsengang sind Zahlen und Fakten ja immer ganz interessant, zwar ist es noch nicht soweit, aber schaun wir uns doch einmal die aktuellen Zahlen an:
Facebook wurde am 4. Februar 2004 gegründet und hat bis jetzt ca. 690 (Mittelwert diverses Schätzungen) Millionen Mitglieder, die 74 unterschiedliche Sprachen sprechen. Das Unternehmen erwirtschaftet jährlich Einnahmen von gut 2 Milliarden US-Dollar (Wikipedia).
Wenn man sich diese Zahlen so auf der Zunge zergehen lässt hört sich das alles sehr gut an. Facebook ist in den wichtigsten Bereichen des täglichen Lebens vertreten: Nein natürlich gibt es noch kein Mineralwasser mit Facebook Aufdruck, aber virtuell kann uns unser Lieblings-Wasser gefallen. Ein weiterer Punkt ist Facebook in unserer Hosentasche, als App auf meinem und eurem Smartphone.
Sozialer Browser Rockmelt für Facebook
Einen Social Browser gibt es auch schon, zwar nicht von Facebook direkt, aber sie haben immerhin ihre Finger mit im Spiel. Rockmelt ist ein auf Google Chrome (Chromium) basierender Browser der eine extrem enge Verzahnung mit Facebook pflegt. Natürlich ist auch Twitter integriert. Rockmelt bindet quasi die wichtigsten Facebook Funktionen direkt in die Browser-Oberfläche mit ein. In der neuen Version 3 sind etliche neue Funktionen, die vor allem durch eine enge Zusammenarbeit mit Facebook entstanden sind. So öffnen sich Chats und Freundschaftsanfragen z.B. direkt im Browser-Funktionsfenster und nicht über die normale Facebook Webseite.
Nutzerabwanderung bei Facebook
Was war eigentlich vor Facebook? Ja, stimmt – Es kommt einem zwar so vor als wäre Facebook das erste Soziale Netzwerk und alles andere wurde verdrängt, aber das stimmt ja gar nicht so ganz. Man erinnere sich nur an MySpace, vor ein paar Jahren noch der große Renner, mittlerweile fristen sie im Vergleich zu Facebook eher ein Nischendasein. StudiVZ und Netzwerk-Komponenten ergeht es ähnlich, zwar sollen sie in Deutschland noch ganz gut Aufgestellt sein, verlieren aber auch täglich Mitglieder an Facebook. Social-Bookmarking war vor ein paar Jahren ebenfalls noch eine große Sache, mittlerweile werden die Delicious, Mr. Wong usw. Buttons durch gefällt mir Buttons ersetzt. Online-Communitys und Foren verlieren ebenfalls Nutzer die sich in Facebook Gruppen zusammentun usw.
Der Facebook Boom lässt nach
Hatte Facebook vor ein paar Monaten noch um die 20 Millionen Neuregistrierungen pro Monaten, so sind diese Zahlen drastisch gesunken. Denn in den Monaten Mai und Juni lagen diese Zahlen „nur noch“ zwischen 12 – 14 Millionen Registrierungen pro Monat. Das ist zwar immer noch enrom aber immerhin ein Einbruch von rund 40%. Doch es sind nicht nur weniger Neuregistrierungen im Monat, sondern es wandern auch etliche Nutzer ab.
Dies kann vor allem auf die immer wiederkehrenden Datenschutz-Probleme zurückgeführt werden, wegen denen Facebook immer wieder in der Kritik steht. Alleine in den USA haben im Monat Mai 6 Millionen Nutzer Facebook den Rücken gekehrt. Wurden Anfang Mai noch 155,2 Millionen Mitglieder gezählt, so waren es am Ende des Monats nur noch 149,4 Millionen Nutzer.
Das größte Wachstum verzeichnet Facebook demnach in gut besiedelten Schwellenländern wie Brasilien, Indien und Mexico (Golem).
Facebook selbst bestätigt die Sättigung des Marktes in einigen Ländern, dementiert allerdings das die Abwanderung so extrem sei. Damit hat Facebook auf einen Artikel der Webseite Inside Facebook reagiert, die diese Zahlen als erste veröffentlichten. Die Zahlen stammen laut Angaben von Inside Facebook wohl aus dem Marketing-Tool, dass Werbekunden bereitgestellt wird und auch die Reichweite einer Anzeige für ein ganzes Land anzeigt.
Meiner bescheidenen Meinung nach ist Facebook eine der größten Internet-Blasen überhaupt, denn auch Facebook ist nicht Immun gegen den beständigen Fortschritt. Soll heißen in ein paar Jahren wird es etwas neues geben, dass Facebook in ähnliche Lagen versetzt wie aktuell MySpace und Studi. Zwar gehe ich davon aus, dass Facebook nicht mit einem Schlag weg vom Fenster ist, dafür ist es einfach zu groß. Es wird langsam verschwinden und durch etwas neueres noch innovativeres langsam verdrängt werden. Wobei es immer eine große Macht Position behalten wird, denn es ist ausreichend Kapital und Nutzerstärke vorhanden um weiterschwimmen zu können.
Ein weiterer Schlag ins Gesicht von Facebook dürfte die Tatsache sein, dass in Apples neuem iOS 5 künftig Twitter nativ integriert sein wird. Das dürfte zum einen Facebook schwächen und dem Kurznachrichten Dienst Twitter einigen Aufschwung bescheren.
Wir wissen nicht, was es ist, was es wird, was es sein kann
Am 5. Oktober 2010 habe ich hier den Artikel „Facebook gefällt mir / like Button in Webseite einbinden“ veröffentlicht und seit diesem Tag gehört dieser Artikel Tag für Tag zu den meistgelesensten mit mehreren hundert Views Abstand zu allen anderen Artikeln. Es gab noch keinen Tag an dem dieser Artikel getopt wurde, denn täglich binden Hunderttausende wenn nicht sogar Millionen von Webdesignern / Admins den gefällt mir Button von Facebook ein.
Doch nicht nur der gefällt mir Button findet rege Verwendung auch andere Social Tools, wie z.B. die Kommentar Funktion werden immer wieder gerne eingebunden. Es werden extra Gewinnspiele nur für die eigenen Facebook Fans veranstaltet usw.
Dabei merken die meisten Webseitenbetreiber gar nicht, dass sie ihre Besucher und ihren Traffic freiwillig an Facebook abtreten. In TV-Show wird nicht mehr auf die eigene Webseite hingewiesen sondern auf die Facebook Fanpage, Gewinnspiele werden nicht mehr auf den Webseiten von Firmen veranstaltet, sondern auf Facebook.
Dies mag gerade bei Konsumgütern und den anderweitigen üblichen Produkten ja sogar Sinn machen, denn ein Facebook User der einmal auf den gefällt mir Button gedrückt hat bekommt alle Nachrichten und News aus der Gruppe. Aber gerade bei Portalen und Communitys die in der Regel durch den Traffic auf ihrer Webseite und die Werbeeinnahmen leben ist das sehr schmerzhaft.
So ist es meiner Meinung nach kein Zufall, dass gerade in dieser Zeit in der Facebook so gehypte wird viele Foren, Portale und teilweise auch Blogs wie tot im Internet dümpeln.
Es gibt Online-Services bei denen man sich teilweise nur noch mit Facebook oder Twitter Account anmelden kann, bei denen es tatsächlich keine normale Registrierung mehr gibt.
Facebook ist zu dem geworden was es ist, weil es von uns Webseitenbetreibern tatkräftig unterstützt wird und wir ohne Murren einen Teil unseres Traffic abgeben. Mit den Kommentaren sogar Inhalte abtreten, die eigentlich auch direkt in unserer Webseite hätten sein können.
Aber natürlich ist Facebook nicht nur schlecht und böse, denn wen man die richtigen Facebook Komponenten einbaut, dann kann dies auch durchaus die Besucherzahlen steigern. Gerade OpenGraph spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Bei vielen Seiten kann aber auch das oftmals nicht die Besucher wiederbringen, die durch Facebook verloren gegangen sind. Seit Facebook hat sich das Surfverhalten vieler vieler Menschen geändert, sie surfen kaum noch so im Internet, sondern baggern nur Links von Freunden auf Facebook ab. Facebook ist einfach eine zentrale Rolle im „Online-Konsum“ geworden und hat das Surfverhalten der Nutzer verändert, dieser Punkt gräbt vielen Communitys und Foren, aber teilweise auch Blogs und Nachrichten Seiten die Nutzer ab.
Denn diese Verlust kann nur noch der ausbügeln, der eine entsprechend gute Verzahnung mit Facebook hat, um seine Nutzer dort auch zu erreichen. Selbst dabei können nicht alle Verluste wettgemacht werden.
An dieser Stelle allerdings auch noch einmal ein klarer Hinweis: Nicht nur Facebook ist an den großen Besucherverlusten der letzten Monate verantwortlich, es wäre falsch das zu behaupten, denn auch Google hat den Suchalgorithmus geändert.
Dadurch verlieren auch einige Seiten an Aufschwung, bzw. verlieren Nutzer über die Suchmaschinen.
… und natürlich gibt es da auch noch die Webseiten die in den letzten Monaten gar nichts gespürt bzw. sogar die Besucher steigern konnten. Dem einen Verlust, ist dem Anderen sein Gewinn…
Wir wissen nicht, was es ist, was es wird, was es sein kann…
Quellen: Inside Facebook, Wikipedia, Golem, Facebook
Schlagworte zu diesem Artikel: Browser, Facebook, Google, Social Media, Social Network
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Als Webseitenbetreiber habe ich selbst lange nicht gemerkt, dass ich einen Teil meines Traffics an Facebook abtrete. Mittlerweile habe ich den Spieß umgedreht und binde meine Facebook Fanseite direkt in meine Webseite ein. Das geht zum Beispiel mit Postano (http://www.postano.com).